Wenn wir zum Arzt gehen, wird unsere Versichertenkarte eingelesen, wir werden behandelt und die Kosten werden von der Krankenkasse übernommen. So funktioniert das System der gesetzlichen Krankenversicherung (GVK). Dafür müssen wir monatlich Beiträge zahlen, die je nach Einkommenshöhe berechnet und in der Regel automatisch vom Monatslohn abgezogen werden.
90 Prozent der Deutschen – 58 Millionen Zahlende und 16 Millionen beitragsfrei mitversicherte Familienangehörige – sind auf diese Weise abgesichert. Über neun Prozent sind privat versichert.
Und dann gibt es noch einen kleinen Teil der Bevölkerung, der in keine der beiden Gruppen gehört. Laut Statistischem Bundesamt stehen ca. 61 000 Menschen ohne Krankenversicherungs-Schutz da. Die Dunkelziffer könnte allerdings weit höher liegen.
Versicherungspflicht
Aber wie kann das sein? Seit 1. Januar 2009 „(…) besteht für alle Bürgerinnen und Bürger mit Wohnsitz in Deutschland die Verpflichtung zum Abschluss einer Krankenversicherung.“ – schreibt das Bundesgesundheitsministerium.
Dennoch kontrolliert niemand, ob das wirklich der Fall ist und es fällt auch erst auf, wenn medizinische Betreuung benötigt wird. So wie im Fall von Schauspieler Heinz Hoenig (72), der aktuell in einer Berliner Klinik auf eine lebensrettende Herz-OP wartet und nicht krankenversichert ist – berichtet RTL.
Das bedeutet: Er und seine Familie müssen die Kosten komplett selbst tragen. In Hoenigs Fall sollen die sich auf rund 90 000 Euro belaufen.
Im Notfall wird jeder behandelt
Grundsätzlich ist es in Deutschland so, dass alle angestellten Personen, die einer versicherungspflichtigen Arbeit nachgehen (ab 548 EUR Verdienst im Monat), automatisch krankenversichert sind. Das gilt auch für Empfänger von Arbeitslosengeld oder Bürgergeld.
Im akuten Notfall wird in der Regel dennoch niemand abgewiesen, nur weil er nicht krankenversichert ist. Kann ein Patient die Behandlung auch von seinem Ersparten nicht selbst zahlen, wird das Sozialamt kontaktiert, das in solchen Fällen meist die Kosten übernimmt.
Wer häufig nicht versichert ist
Neben Menschen, die auf der Straße leben, Personen mit unklarem Aufenthaltsstatus oder EU-Bürgern, die hier auf Jobsuche sind, betrifft es häufig auch ehemals Versicherte, die aus der privaten Krankenkasse gefallen sind, weil sie gestiegene Beiträge nicht mehr zahlen konnten. Der Wechsel in die gesetzliche Krankenkasse ist nämlich enorm schwierig und ab einem bestimmten Alter (55 Jahre) sogar unmöglich.
Übrigens: Wer zeitweise nicht krankenversichert war, muss bei Eintritt in die private oder gesetzliche Versicherung mit hohen Nachzahlungen rechnen.