Vor 100 Jahren brachte die Hyperinflation Geldscheine mit unvorstellbaren Summen hervor. In Lauingen wurden Scheine mit Wahrzeichen und der Stadtkulisse bedruckt.
Um einen Politiker zu verunsichern, braucht man ihn nur nach dem Preis eines Lebensmittels zu fragen, zum Beispiel.: Was kostet ein Pfund Butter? Wahrscheinlich hat er den aktuellen Postwurf-Prospekt des Discounters nicht gelesen. Vor 100 Jahren kostete ein Pfund Butter 1600 Mark im Januar, 16.000 Ende Juni,160.000 Anfang Juli und 160 Milliarden Ende Oktober. Die Zahlen zeigen den Verlauf der Hyperinflation von 1923.
Womit sollten die ins Astronomische wachsenden Preise bezahlt werden? Der Staat behalf sich damit, die Notenpresse anzuwerfen beziehungsweise die gebräuchlichen Banknoten mit immer höheren Wertangaben zu überdrucken. Bald reichte diese Artwork der Geldversorgung nicht mehr aus. Deshalb begannen Gebietskörperschaften und Kommunen, Banken und Versicherungen, Betriebe und Verwaltungen selbst, Notgeld auszugeben.
Der Lauinger Schimmelturm conflict auf einen Geldschein gedruckt
Die Stadt Lauingen hatte das schon in den letzten Jahren des Ersten Weltkriegs mit Münzen praktiziert. Im August 1923 begann sie, Notgeld in Type von Banknoten herauszugeben. Deren Nennwert stieg sehr schnell von 100.000 auf eine, dann auf fünf Millionen. Die Bildmotive für die Scheine fanden sich im städtischen Museum: die Schimmelturm-Darstellungen von Szenen der Stadtgeschichte und eine Stadtansicht um das Jahr 1600. Die gleichzeitig umlaufenden – heute bei Sammlern beliebten – Notgeldscheine der Bayerischen Hypotheken- und Wechselbank sind mit dem Nennwert von 10, 20, 25, 50, 100 und schließlich 250 Milliarden bedruckt. Eine reale Kaufkraft drückten diese Zahlen aber nicht mehr aus.
Der eigentliche Inflationsgewinner in Lauingen conflict der Gründer und Inhaber der „Bayerischen Couvertfabrik“ Carl Josef Schmid; denn bei ihm wurde das ganze Notgeld gedruckt. Zuletzt hat er auch noch eine Banknote über eine Goldmark herausgebracht. Die Grundlage für eine stabile Währung und damit auch für einen wirtschaftlichen Aufschwung wurde erst wieder im November mit der „Rentenmark“ gelegt.