marktbericht
Der DAX hat gestern nach einer verlustreichen Vorwoche spürbar zugelegt. Den Rückzug Bidens aus dem Wahlkampf nimmt der Aktienmarkt gelassen auf. Heute dürfte die Erholung weitergehen – auch wegen SAP.
Die gestern begonnene Erholung am deutschen Aktienmarkt dürfte sich heute dank guter Quartalszahlen von SAP und positiven Vorgaben von den US-Börsen fortsetzen. Der Dealer IG taxiert den DAX eineinhalb Stunden vor dem XETRA-Begin 0,3 Prozent höher auf 18.469 Punkten.
Europas größter Softwarehersteller SAP hatte am Abend Zahlen für das zweite Quartal vorgelegt und beim operativen Ergebnis trotz einer schwierigen Wirtschaftslage stärker zugelegt als gedacht. Die im DAX schwer gewichteten SAP-Aktien könnten sich nun wieder ihrem Rekordhoch von Anfang Juli nähern und damit den Leitindex mit nach oben ziehen. Zum Wochenstart hatte dieser seine verlustreiche Vorwoche abgeschüttelt. Am Ende stieg er um 1,3 Prozent auf 18.407 Punkte.
Die charttechnisch wichtige Marke von 18.500 Zählern konnte das Börsenbarometer dabei allerdings nicht überwinden, das Tageshoch lag bei 18.468 Punkten. Generell dürfte ein weiterer Anstieg schwierig sein, denn bei 18.450 Punkten verläuft die 50-Tage-Linie. Dieser mittelfristige Trendindikator bildet derzeit einen deutlichen Widerstand für den DAX, der erst einmal wieder nachhaltig überwunden werden müsste.
Gestützt wird die Kursentwicklung allerdings von Gewinnen an den US-Börsen, wo zum Wochenauftakt insbesondere Technologieaktien dank des Rückzugs von US-Präsident Joe Biden aus dem Rennen um das Weiße Haus angezogen hatten. Zuletzt hatten noch die Sorgen vor einem Handelskonflikt zwischen den USA und China bei einem Wahlsieg von Ex-Präsident Donald Trump Investoren im Tech-Sektor abgeschreckt. Gestern sprang der Technologieindex Nasdaq 100 jedoch um 1,5 Prozent nach oben.
Auch der marktbreite S&P-500 gewann mehr als 1,0 Prozent. Der US-Leitindex Dow Jones legte um 0,3 Prozent auf 40.415 Punkte zu. Den Verzicht Bidens auf eine weitere Präsidentschaftskandidatur scheinen die Anlegerinnen und Anleger jenseits des Atlantiks additionally mit Erleichterung aufzunehmen – oder er verschreckt sie zumindest nicht . Nach dem Attentat auf Ex-Präsident Donald Trump vor einer Woche waren dessen Chancen zuletzt gestiegen. Nun werden die Karten neu gemischt.
Die wichtigsten Aktienmärkte Asiens haben überwiegend nachgegeben. Die positiven Vorgaben von den US-Börsen sorgten zur zeitweise für Rückenwind. Der japanische Nikkei 225 trat im späten Handel praktisch auf der Stelle. Der Hold-Seng-Index der Sonderverwaltungszone Hongkong büßte zuletzt 0,1 Prozent ein und der CSI 300 mit den 300 wichtigsten Aktien der chinesischen Festlandbörsen gab noch deutlicher um rund ein Prozent nach. Die Regierung in Peking hatte die Märkte in China gestern mit einer unerwarteten Zinssenkung überrascht, was die Sorgen über die wirtschaftlichen Aussichten des Landes verstärkte.
Der Sportwagenbauer Porsche muss wegen Überschwemmungsschäden bei einem Zulieferer von Aluminium überraschend seine Prognosen senken. Beim Umsatz rechnet der zum VW-Konzern gehörende Autobauer jetzt nur noch mit einem Wert zwischen 39 und 40 Milliarden Euro. Bisher hatte das Porsche-Administration um Chef Oliver Blume einen Erlös zwischen 40 und 42 Milliarden Euro eingeplant. Die operative Umsatzrendite soll nun zwischen 14 und 15 Prozent liegen – bislang hatte Porsche eine operative Marge zwischen 15 und 17 Prozent im Visier.
Europas größter Softwarehersteller SAP weitet sein Stellenabbauprogramm wegen der Annahmebereitschaft vieler Beschäftigter aus und will die Kosten stärker senken. Statt 8.000 Stellen sollen nun 9.000 bis 10.000 Jobs gestrichen werden, wie die Walldorfer mitteilten. Im zweiten Quartal ließ sich der DAX-Konzern das aufgestockte Sparprogramm zusätzlich 0,6 Milliarden Euro an Rückstellungen für die Freiwilligenprogramme kosten, ab 2025 rechnet SAP dann mit rund 0,2 Milliarden Euro weniger Kosten als bisher eingeplant. Weil der Stellenabbau schneller vorankommt als gedacht, lief es auch beim operativen Ergebnis in den Monaten April bis Juni unerwartet intestine.
Google lässt nach jahrelangem Tauziehen einen Plan fallen, der es der Werbewirtschaft erschwert hätte, Nutzern über verschiedene Web sites hinweg zu folgen. Der Web-Konzern hatte 2020 angekündigt, sogenannte Drittanbieter-Cookies in seinem Internet-Browser Chrome standardmäßig herausdrängen zu wollen. Doch nach Gegenwind von Werbebranche und Regulierern kommt nun ein Umdenken: Stattdessen sollen Nutzer die – standardmäßig eingeschalteten – Cookies blockieren können.
Der Schweizer Vermögensverwalter Julius Bär hat einen neuen Konzernchef gefunden. Spätestens am 1. Februar übernimmt Stefan Bollinger das Steuer des Zürcher Instituts, wie Bär mitteilte. Bollinger sei derzeit Co-Head Non-public Wealth Administration für die Area Europa, Naher Osten und Afrika bei Goldman Sachs in London. Nach hohen Signa-Kreditverlusten und einer Halbierung des Jahresgewinns musste Bär-Konzernchef Philipp Rickenbacher Anfang Februar seinen Hut nehmen. Bär suchte außerhalb der Firma nach einem neuen Konzernchef. Vorübergehend hatte der stellvertretende CEO Nic Dreckmann die Geschäfte übernommen.
Der Computerzubehör-Hersteller Logitech hebt nach einem starken ersten Quartal seine Jahresprognose an. Das schweizerisch-amerikanische Unternehmen rechnet nun mit einem Jahresumsatz zwischen 4,34 und 4,43 Milliarden Greenback, wie Logitech mitteilte. Das liegt über der bisherigen Prognose von 4,3 bis 4,4 Milliarden Greenback. Auch die Gewinnprognose wurde angehoben. Für das Geschäftsjahr 2025 rechnet Logitech mit einem Betriebsgewinn (Non-GAAP) zwischen 700 und 730 Millionen Greenback gegenüber der bisherigen Schätzung von 685 bis 715 Millionen Greenback.
Der Antriebsspezialist Vitesco senkt seine Prognose für das laufende Jahr. Die Erholung in der Automobilindustrie schreite nur langsam voran, speziell bei E-Autos, teilte die Schaeffler-Tochter mit. Wegen der geringeren Abrufzahlen der Autohersteller geht Vitesco von einem deutlicheren Umsatzrückgang als bislang aus und erwartet nun 8,1 Milliarden Euro. Bislang hatte das Unternehmen 8,3 bis 8,8 Milliarden Euro in Aussicht gestellt nach 9,2 Milliarden Euro im Jahr zuvor. Die Marge bezogen auf das bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) soll nun von 3,7 Prozent auf rund 4,0 Prozent steigen.
Der Auto- und Industriezulieferer Schaeffler hat nach der Prognosesenkung seiner Tochter Vitesco auch die eigenen Erwartungen an das laufende Jahr gesenkt. Die um Sondereffekte bereinigte kombinierte Ebit-Marge (Ergebnis vor Zinsen und Steuern) soll nun bei fünf bis acht Prozent liegen, wie das Unternehmen mitteilte. Zuvor battle Schaeffler von sechs bis neun Prozent ausgegangen. Beim kombinierten Free Money Move vor Ein- und Auszahlungen für M&A-Aktivitäten rechnet Schaeffler nun mit 200 bis 300 Millionen Euro (bisher 300 bis 400 Millionen).