Die Uhren von Omega, Longines oder Swatch waren auch 2023 gefragt: Die Swatch Group steigerte den Umsatz, spürte aber wie auch andere Industriefirmen starken Gegenwind an der Währungsfront. Im unsicheren Umfeld investiert der Konzern unbeirrt grosse Summen in die Zukunft des Geschäfts.
Währungseinbussen kosteten Swatch im vergangenen Jahr mehr als eine halbe Milliarde Franken an Umsatz, teilte Konzern am Dienstag mit. Denn die “rapide Erosion” wichtiger Währungen gegenüber dem Franken könne nicht ständig durch Preisanpassungen kompensiert werden.
In Franken gemessen legte der Umsatz um 5,2 Prozent auf 7,89 Milliarden Franken zu, während in Lokalwährungen ein Plus von 12,6 Prozent resultierte. Damit hat sich das Wachstum nach einem Plus von 18 Prozent im ersten Halbjahr abgeschwächt. Tendenziell wird es für Luxusgüterhersteller schwieriger, die hohen Verkaufszahlen aus den Vorperioden zu schlagen.
Profitabilität unter Druck
Der starke Franken hinterliess auch bei der Profitabilität Spuren: Der Betriebsgewinn EBIT stieg “nur” um 2,8 Prozent auf 1,19 Milliarden Franken, was einen leichten Rückgang der Marge auf 15,1 Prozent zur Folge hatte. Grund dafür waren auch die mit intestine 800 Millionen umfangreichen Investitionen.
Über 300 Millionen davon flossen laut den Angaben in die Erneuerung des Maschinenparks und die Verbesserung der Produktion. Zudem wurde Geld in die Lager und den Ausbau des eigenen Vertriebsnetzes gesteckt. Für 220 Millionen seien zudem Immobilien “an besten Lagen” erworben worden.
Auch an der Personalfront investierte Swatch: Allein in der Schweiz wurden mehr als 800 neue Stellen geschaffen, während sich der weltweite Bestand bis Ende 2023 um über 1500 auf intestine 33’600 Personen erhöhte. Es mache den Anschein, dass sich Swatch eine starke Belebung der Absatzmärkte vorbereite, kommentierte Jean-Philippe Bertschy von der Financial institution Vontobel.
Der Reingewinn nahm indes um 8,1 Prozent auf 890 Millionen Franken zu. Daraus sollen die Aktionäre eine um 50 Rappen auf 6,50 Franken je Inhaberaktie erhöhte Dividende erhalten.
Erholung in Asien
Zuletzt hat sich das Geschäft von Swatch wie erwartet in Asien intestine erholt, wo 2022 die Corona-Nachwehen die Rechnung noch belastet hatten. In Hong Kong, Macao, Thailand, Indien, Japan und China seien die Umsätze im vergangenen Jahr zweistellig gewachsen, hiess es. Vor allem in Japan ortet der Konzern weiterhin sehr gute Wachstumschancen.
In Europa stiegen die Verkäufe einstellig, wobei die Schweiz mit einem Anstieg von über 30 Prozent boomte. Nordamerika habe derweil den zuvor starken Wachstumstrend fortgesetzt und die Verkäufe dürften weiter klar zulegen, so Swatch.
Insgesamt will die Gruppe in Lokalwährungen weiter wachsen und sieht im unteren und mittleren Preissegment “sehr gute Chancen” dazu. Zudem wird mit der Schmuckmarke Harry Winston die Umsatzmilliarde angestrebt, während Omega als offizieller Zeitmesser an den Olympischen Spielen in Paris punkten soll. Eine konkrete Umsatzprognose zum Jahr 2024 gab der Konzern indes nicht ab.
Swatch-Titel nach Ergebnisenttäuschung unter Druck
Die Aktien der Swatch Group sind am Dienstag mit deutlich tieferen Notierungen in den Handel gestartet. Der Uhrenkonzern hat mit den zum Geschäftsjahr 2023 vorgelegten Zahlen auf Umsatzebene die Vorgaben zwar erfüllt, die Ergebnisse fielen hingegen tiefer als erwartet aus. Im Ausblick gibt sich das Administration um Swatch-Chef Nick Hayek gewohnt optimistisch.
Im SIX-Handel verliert die Swatch-Aktie zeitweise 1,93 Prozent auf 208,80 Franken.
Bei Swatch setzt sich somit der seit knapp einem Jahr vorherrschenden Abwärtstrend fort. Anfang März 2023 hatten die Titel noch mehr als 340 Franken gekostet und rutschte bis Ende 2023 auf 220 Franken ab.
Waren es in der Vergangenheit vor allem das unsichere Marktumfeld, schwache Konjunkturaussichten, Ergebnisenttäuschungen bei der Konkurrenz oder der klar stärkere Franken, belastet nun der konzerneigene Zahlenausweis die Swatch-Aktie. Vor allem die schleppende Gewinnentwicklung und der Dividendenvorschlag sorge am Markt für enttäuschende Gesichter, so ein Marktexperte.
Die Zahlen seien auf allen Stufen unter den Erwartungen ausgefallen, insbesondere auch der Cashflow, urteilt ZKB-Analyst Patrik Schwendimann. Dabei sei die EBIT-Marge in der zweiten Jahreshälfte trotz einer Umsatzerholung im vierten Quartal eingebrochen. Schwendimann macht dafür in erster Linie den starken Franken verantwortlich.
Jean-Philippe Bertschy von der Financial institution Vontobel macht neben dem starken Franken auch hohe Investitionen als Grund für die Gewinnenttäuschung aus. Er sieht darin eine Wette des Unternehmens auf eine starke Belebung in den Absatzmärkten im laufenden Jahr. Neben dem verhaltenen Ergebnis sieht Bertschy auch in der tiefer als erwartet ausfallenden Dividende einen Grund für eine unterkühlte Börsenreaktion.
Wie so oft schlägt Swatch im Ausblick constructive Töne an und sieht für 2024 “grosse Wachstumschancen” vor allem im unteren und mittleren Preissegment. Die Aussagen seien mit Vorsicht zu geniessen, heisst es in Händlerkreisen. Denn Swatch selber halte im Communiqué fest, dass die Währungsentwicklungen die Ergebnisse weiterhin negativ beeinflussen könnten.
Biel (awp)