Zwischen Renten und Pensionen klafft in Deutschland eine Gerechtigkeitslücke. Um diese zu schließen, könnte man eine Erwerbstätigenversicherung schaffen, in die alle einzahlen.24.09.2023 | 4:09 min
Nach 45 Arbeitsjahren bekommt ein Angestellter 48 Prozent des Einkommens. Legt man da noch die Betriebsrente von 4,6 Prozent drauf, liegt die Durchschnittsrente bei 1.636 Euro. Frauen kriegen sogar noch weniger.
Ein Beamter bekommt dagegen bereits nach 40 Dienstjahren bis zu 71,75 Prozent dessen, was er in den letzten zwei Jahren verdient hat. Die Durchschnittspension liegt bei 3.227 Euro.
Linke sieht “sozialen Sprengstoff”
Der Geschäftsführer des paritätischen Wohlfahrtsverbandes, Ulrich Schneider, redet von einer Drei-Klassen-Gesellschaft:
Wir haben ganz oben die Beamten und die Politiker mit außerordentlich guten Versorgungsbezügen. Dann haben wir die Leute in der gesetzlichen Krankenversicherung, mit der es seit Jahren bergab geht. Und wir dürfen die Grundsicherungsbezieher nicht vergessen, additionally die, die praktisch von Sozialhilfe leben müssen.
Ulrich Schneider, Geschäftsführer des paritätischen Wohlfahrtsverbandes
Linken-Fraktionschef Dietmar Bartsch ist empört: “Das ist nicht nur ungerecht, das ist sozialer Sprengstoff, wenn man sehr schnell hohe Ansprüche erwirbt. Das trifft auf Abgeordnete zu, aber auch auf Beamte.”
Deshalb muss es Ziel sein, dass alle in eine Kasse einzahlen.
Dietmar Bartsch, Die Linke
Quelle: ZDF
Sozialverbände fordern eine Erwerbstätigenversicherung
Längst nicht alles ist vergleichbar, dennoch hält der österreichische Rentenpapst Bernd Marin den Weg der Alpenrepublik auch auf Deutschland übertragbar. “Es würde alles dafür sprechen, das einheitlich zusammenzuführen. Es ist die Transparenz, es ist die Dezentralisierung, es ist die Administrierbarkeit.”
Und es betrifft auch die Gesichtspunkte der Equity und der Gleichbehandlung.
Bernd Marin, österreichischer Rentenexperte
Der Personalmangel ist im öffentlichen Dienst gegenwärtig “und die Politik steuert nicht gegen”, so der Vorsitzende des Deutschen Beamtenbundes Ulrich Silberbach.
09.08.2023 | 3:51 min
Hohe Pensionen als Lockmittel und Wahlkampfslogan
Derweil werden in den Ländern Fakten geschaffen. So kann die Berliner Landesregierung nicht der Versuchung widerstehen, mit Verbeamtungen schneller an Lehrpersonal zu kommen. Hohe Pensionen als Lockmittel – deutlicher kann Politik nicht zum Ausdruck bringen, welchen (geringen) Wert sie der Rente beimisst.
Eine Alterssicherung, in die alle einzahlen, auch Bundestagsabgeordnete, könnte sozialen Sprengstoff entschärfen. Politisch allerdings ist sie in Deutschland nicht absehbar.